Bericht über die REM-PET-Studien Nummer 1 und 2 und warum die REMPET Studie Nummer 3 benötigt wird


Wolfgang Oertel, Annette Janzen, Philipps-Universität Marburg, Abt. Neurologie

Was ist REMPET ?

Die Abkürzung REM steht für die Traum-Schlaf-Störung „REM-Schlafverhaltensstörung“. Die REM-Schlafverhaltensstörung (englisch REM Sleep Behaviour Disorder – abgekürzt RBD) ist die spezifischste Vorphase ( = prodromale Phase) der Parkinson-Krankheit. PET ist die Abkürzung des nuklearmedizinischen Verfahrens „Positronen-Emissionstomographie“.

Zusammen mit der Substanz Fluoro-Dexoxy-Glukose (FDG) erlaubt die PET-Untersuchung, die Veränderungen des Glukose-Stoffwechsels in den einzelnen Regionen des gesamten Gehirns darzustellen. Das Zuckermolekül Glukose spielt für den Energiehaushalt des Gehirns eine wichtige Rolle. Bei der FDG-PET-Untersuchung handelt es sich um eine seit vielen Jahren etablierte Routine-Untersuchung. Mit Hilfe der FDG-PET-Untersuchung können Muster des Glukose-Stoffwechsels dargestellt werden, die für bestimmte Erkrankungen typisch sind und als diagnostische Methode eingesetzt werden (bsp. Demenzerkrankungen, Parkinsonsyndrome). Auch für die Parkinson-Krankheit gibt es ein spezifisches, also Parkinson-typisches Glukosemuster im FDG-PET. Was ist das Ziel der REMPET-Studie? Die Studie REMPET hat zwei Ziele:

1. nachzuweisen, dass sich das FDG-PET als Methode eignet, um zu erkennen, ob ein RBD-Patient eine Parkinson-Krankheit entwickeln wird.

2. zu zeigen, dass das FDG-PET das Fortschreiten der Erkrankung in Richtung Parkinson-Krankheit bereits bei RBD-Patienten messen kann. Damit hat die Studie REMPET eine herausragende Bedeutung für das Ziel, das Auftreten der Parkinson-Krankheit zu verhindern

Wie kann die Parkinson-Krankheit verhindert werden?

Hierzu sind mindestens 3 Voraussetzungen erforderlich:

1) Erkennung der Parkinson-Krankheit im Vorstadium, d.h. bevor die motorischen Störungen der Parkinson-Krankheit auftreten (Verlangsamung der Bewegung, Steifigkeitsgefühl in den Gliedern und ein Zittern in Ruhe). 2) eine Methode, die das Fortschreiten der Erkrankung im Vorstadium misst. 3) ein Medikament, das möglichst die Ursache der Parkinson-Krankheit im Frühstadium bekämpft und dadurch das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit verhindern oder verzögern soll. Welche Voraussetzungen sind bereits erfüllt? 1) Menschen, die an der isolierten REM-Schlafverhaltensstörung (RBD) leiden, entwickeln in 15 Jahren zu 80-90% eine Parkinson-Krankheit. Diese Menschen befinden sich also im Vorstadium der Parkinson-Krankheit.

2) Zum jetzigen Zeitpunkt kann mit der in der klinischen Routine etablierten Diagnostik DAT-Scan gemessen werden, ob die Nervenzellen, die den Botenstoff Dopamin bilden und die bei der Parkinson-Krankheit zerstört werden, bereits geschädigt sind oder nicht. Es gibt aber keine etablierte Methode, mit der das Fortschreiten der Parkinson-Krankheit vor der Schädigung dieser dopamin-bildenden Zellen im Vorstadium gemessen werden kann.

3) Derzeit werden 4 Medikamente bei Personen geprüft, die sich im frühen Stadium der Parkinson-Krankheit befinden, aber nicht im Vorstadium, wie z.B. der REM-Schlafverhaltensstörung, von denen wir uns erhoffen, dass sie den Verlauf der Parkinson-Krankheit verzögern.

Welche Erkenntnisse haben REMPET-1 und REMPET-2 gebracht?

Die Studie REMPET-1 zeigte, dass RBD-Patienten ein verändertes, typisches Muster der Glukose-Aufnahme im Gehirn aufweisen, das dem veränderten Aufnahmemuster für Glukose von Parkinson-Patienten entspricht. RBD-Patienten, die dieses Parkinson-typische Glukosemuster im FDG-PET aufweisen, werden nach heutigem Kenntnisstand eine Parkinson-Krankheit entwickeln (Ziel 1 der Studie).

Die REMPET-2 Studie untersuchte Personen, die an der REM-Schlafverhaltensstörung leiden, zweimal: im Jahre 2014/15 und 3-4 Jahre später. Die erneute FDG-PET-Untersuchung zeigte, dass sich die Parkinson-typischen Veränderungen des Glukosemusters nach 3-4 Jahren verstärkt hatten. D.h. das Fortschreiten der „Parkinson-Krankheit-bedingten“ Veränderungen des Gehirnstoffwechsels war messbar, obwohl die meisten untersuchten Personen noch nicht an den motorischen Störungen der Parkinson-Krankheit leiden. Zusammenfassend erlaubt die FDG-PET-Untersuchung Parkinson-spezifische Veränderungen des Gehirnstoffwechsels in einem Vorstadium der Parkinson-Krankheit (RBD) darzustellen. Und was mindestens so wichtig ist: mit einer zweiten Folgeuntersuchung misst das FDG-PET das Fortschreiten dieser Parkinson-typischen Veränderungen des Glukosemusters. Das FDG-PET erfüllt damit bei den RBD-Patienten die Voraussetzungen eines „Markers“, der das Fortschreiten der Erkrankung im Vorstadium misst, d.h. wenn noch keine Parkinson-typischen Veränderungen der Beweglichkeit vorhanden sind. (Ziel 2 der Studie) Diese Ergebnisse sind erstmals in einer kleinen Pilotstudie (REMPET_1 (Erstuntersuchung) und REMPET_2 (Folgeuntersuchung nach etwa 4 Jahren)) an 20 RBD-Patienten erhoben worden – und zwar mit Unterstützung des ParkinsonFonds Deutschland und in Kooperation zwischen Marburg/Deutschland und Groningen/Die Niederlande. (Meles et al., 2017, Mov Dis; Meles et al., 2018, J Nucl Med; Kogan R et al., 2021, Mov Dis)

Warum wird die REMPET-3-Studie benötigt?

Mit Hilfe des Projektes REMPET-3 gilt es jetzt, diese Ergebnisse in einer zweiten unabhängigen Untersuchung zu bestätigen. Denn nur wenn diese Befunde an einer größeren, neuen Gruppe von Patienten (Zielgröße ist 100 RBD-Patienten) erneut erhoben werden können, d.h. reproduziert werden können, akzeptiert die Wissenschaft diese Ergebnisse.

Liebe Leserinnen und Leser, falls Sie an einer REM-Schlafverhaltensstörung leiden, bitte machen Sie mit, bitte helfen Sie uns mit der REMPET-3-Studie die Grundlage zu legen, um langfristig die Parkinson-Krankheit verhindern zu können.
Sie haben einen ganz entscheidenden Anteil an dieser Forschung, denn nur mit Ihnen zusammen können wir diese Untersuchungen durchführen.

Falls Sie weitere Informationen wünschen, melden Sie sich bitte bei uns im Sekretariat bei Frau Elisabeth Sittig unter der Telefonnummer: 06421-586 5215.

Ihr Wolfgang Oertel und Annette Janzen im Namen der gesamten Arbeitsgruppe